Digitalisierung in der Medizin: Die Vision von Dr. Sophie Chung
Dr. Sophie Chung ist Ärztin und ehemalige Stammzellforscherin. 2016 hat sie das Digital-Health-Unternehmen Qunomedical gegründet und unterstützt in dieser Funktion seither Gesundheitsdienstleister dabei, nachhaltig zu wachsen.
In diesem Blogpost beschreibt sie ihre Sicht auf die aktuelle Lage unseres Gesundheitssystems und ihre Vision für dessen Zukunft.
Die Lage unseres Gesundheitswesens
Umfragen zufolge hat ein Hausarzt nur etwa 7 Minuten Zeit pro Patient. Im Krankenhaus ist es noch weniger. Das liegt auch daran, dass Ärzte viel Zeit für Verwaltungsaufgaben aufwenden müssen. Laut Marburger Bund waren das im Jahr 2022 über 3 Stunden täglich.
Durch meine Arbeit mit unseren Kunden weiß ich, dass es bei vielen Gesundheitsdienstleistern Missverständnisse in Bezug auf unser Gesundheitssystem gibt. Dazu gehören meiner Erfahrung nach:
Irrtum #1: Die Patienten kommen sowieso
Viele Gesundheitsdienstleister gehen davon aus, dass Patienten auch künftig in ihre Einrichtung kommen werden, wenn sie erst krank sind. Der Wettbewerb um Patienten wird aber immer härter - und das schon lange, bevor sie überhaupt krank werden.
Gleichzeitig ist der administrative Aufwand in vielen Einrichtungen groß und die Wartezeiten lang. Aus meiner Sicht ist es deshalb essentiell, dass Patienten nicht erst dann in eine Gesundheitseinrichtung kommen, wenn sie krank sind - und deshalb wohl oder übel dorthin müssen.
Kliniken, MVZs und Praxen sollten sich viel mehr darauf konzentrieren, Patienten anzuziehen, die sich präventiv um ihre Gesundheit kümmern wollen und dadurch auch bereit sind, mehr dafür auszugeben.
Irrtum #2: Solange der Arzt gut ist, kann die Patient Experience schlecht sein
Wenn der Arzt unangenehm ist, kann das den Patienten doch egal sein - Hauptsache, ihnen wird geholfen. Diese Denkweise funktioniert in der Praxis aber nicht mehr, denn: Gesundheit funktioniert nur im Ganzen.
Aktuellen Studien belegen jedoch, dass Patienten mit einer guten Patient Experience auch einen besseren klinischen Verlauf haben, weil sie schneller und besser gesunden und deutlich wahrscheinlicher zur Vorsorge gehen.
Irrtum #3: Datenschutz über alles
Keine Frage: Datenschutz ist wichtig. Was wir uns aus meiner Sicht allerdings viel zu selten fragen: Wie viele Leben kostet uns der Datenschutz? Ein Beispiel für dieses Dilemma war die Coronapandemie: In Deutschland konnten wir nur so gut darauf reagieren, weil wir eine valide Datenlage aus dem Ausland hatten.
Dabei sind Patienten durchaus bereit, ihre Daten für medizinische Zwecke zu teilen. Sie müssen lediglich den Mehrwert erkennen und volle Datenhoheit haben.
Irrtum #4: Wir brauchen mehr Krankenhäuser und Ärzte
Entgegen der landläufigen Meinung haben wir zu viele Krankenhäuser. Deshalb frage ich mich: Haben wir es wirklich mit einem Ressourcenproblem zu tun? Natürlich brauchen wir auch künftig neue Ärzte.
Als ehemalige Medizinerin weiß ich aber auch, dass die ineffiziente Nutzung der Ressource Arzt (und Pflege) eines der größten Probleme unseres Gesundheitssystems ist. Sie verbringen viel zu wenig Zeit mit den Patienten und zu viel mit administrativen Aufgaben.
Irrtum #5: Digitalisierung macht alles komplizierter
Natürlich muss in eine gelungene Digitalisierung ordentlich investiert werden. Diese Kosten amortisieren sich meiner Erfahrung nach aber schon nach kurzer Zeit. Neue, digitale Prozesse und Systeme reduzieren den administrativen Aufwand für das gesamte Personal im Gesundheitssystem.
Meine Vision: ein humaneres Gesundheitssystem durch Technologie
Als Ärztin habe ich selbst erfahren, wie wenig Zeit im hektischen Alltag für den menschlichen Kontakt mit Patienten bleibt. Nach einigen Stationen in diesem System war mir klar, dass ich das ändern möchte - mit Hilfe von Technologie.
Für mich ist die Digitalisierung kein kaltes, technisches Instrument, sondern ein Mittel, um mehr Menschlichkeit in unser Gesundheitssystem zu bringen.
Wenn ich zum Beispiel an KI-gestützte Diagnostik denke, dann liegt es für mich als Ärztin auf der Hand, dass das die Patientenversorgung verbessert. Als Arzt kann ich so mehr Zeit mit Patienten verbringen, weil ich bei der Diagnostik Unterstützung durch Technologie bekomme und Fehler minimiere.
Ein weiteres Beispiel ist die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Sie schafft zentrale Voraussetzungen für die Versorgung von Patienten, wie eine valide Datengrundlage und Krankenhistorie. Ohne sie fehlen selbst rudimentäre Informationen wie Blutgruppe oder Allergien, was zu erheblichem Mehraufwand und einer schlechteren Behandlung führt.
Viel zu oft kommt es außerdem vor, dass Patienten beim „falschen“ Arzt sitzen. Das kostet Zeit, verlangsamt die Behandlung und senkt deren Erfolg. Eine Vorqualifizierung von Patienten mittels digitaler Kommunikation (z. B. automatisierter Fragebögen), bei der Befunde, Symptome und Krankheitsbild im Vorfeld abgefragt werden, würde dabei helfen, effizienter und effektiver mit der Ressource Arzt umzugehen.
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